Der Umgang mit dem Tod

Im Moment beutelt es mich recht und ich bin froh, die Medis nicht weiter reduziert zu haben.

Als ich gestern die Nachricht vom Tod meiner Freundin und ehemaligen Arbeitskollegin erhalten habe, war ich eher starr. Vor dem Einschlafen gestern Abend gingen mir die Bilder durch den Kopf, was wir zusammen alles erlebt, wie wir uns gegenseitig unterstützt, geholfen und aufgebaut haben. Wir beide arbeiteten lange in der selben Abteilung und wurden gemobbt. Zusammen fanden wir eine Strategie, die uns half das auszuhalten. Zum Einen war das unser unbändiger Humor, zum Anderen das Gefühl in der Situation nicht alleine zu sein und das schweißte uns zusammen.

Als es 2016 bei mir mit den Depressionen extrem wurde, erkrankte sie an Lymphdrüsenkrebs. Manchmal schmiedeten wir Pläne, wie es "danach" weiter gehen könnte. Und dann verloren wir uns aus den Augen.

In einem Brief teilte ich ihr noch mit, dass es mir nicht so gut ginge und ich wahrscheinlich keine gute Gesprächspartnerin wäre, da ich Angst hatte, sie mit nach unten zu ziehen. Sie reagierte nicht darauf und ich nahm es als Bestätigung meiner Worte.

Jetzt tut es mir leid, nicht weiter nachgefragt zu haben aber jetzt ist sie nicht mehr da. Auch als es mir wieder besser ging, habe ich zwar oft an sie gedacht, aber mich nicht bei ihr gemeldet, ich Rindvieh! Das schlechte Gewissen nagt an mir, obwohl ich weiß, dass es jetzt zu spät ist und nicht mehr zu ändern ist. Aber so einfach tickt meine Seele dann doch nicht, um das einfach abzuhaken.

Wegen Corona konnte ich nicht einmal zur Beerdigung. Ich könnte heulen, aber das trau ich mich nicht, sonst wäre ich zu nichts zu gebrauchen.

Ich hoffe sehr, dass ich einen Weg finde, mich so von ihr verabschieden zu können, dass ich das Gefühl habe, dass es okay ist.

Kommentare 2

  • Liebe Becco,

    mein Herzliches Beileid zu deinem Verlust. Du wirst sicher einen Weg finden dich von ihr verabschieden zu können. Als ich klein war ist mein Opa gestorben und ich war nicht auf dem Begräbnis, weil es mir zu der Zeit sehr schlecht gegangen ist. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zu ihm gebetet hab und mich entschuldigt habe. Sein Grab hab ich dann auch mal besucht. Ich hatte dann wie in einem Film einen Traum indem ich mich nochmal bei ihm entschuldigt habe und in dem Traum hat er Rücksicht auf mich genommen und mir gesagt das er nicht böse auf mich ist. Wenn ich daran denke tut mir die Seele weh. In dem Traum hat er mehr Rücksicht auf mich genommen als meine Familie es macht. Ich bin eigentlich nicht so gläubisch aber das hat mich berührt. So bin ich damit fertig geworden. Ich finde es cool ,dass die Freundin immer so zu dir gehalten hat. Eine Freundin von mir hat auch Depressionen und versteht mich einigermaßen. Ich hoffe das diese Freundschaft auch solange halten wird wie bei dir.

    Lg

    • Ich war auch nicht dabei, als meine Mutter und mein Vater gestorben sind, obwohl ich heute glaub, dass mein Vater während meines Besuches in KH gestorben ist und ich es nicht gemerkt hab. Das ist eine ganz eigene Geschichte.

      Der Tod ist so eigene Geschichte. Wir haben den Respekt vor ihm verloren, bzw. das Gefühlt vor dem Unausweichliche vor ihm.

      Für mich ist der Tod so ne eigene Geschichte, die sich irgendwann bei mir selbständig gemacht hat und ich daraus Depressionen entwickelt hab. Ich hab nämlich einen Sohn, der ist geistig behindert und ich hab das Gefühl, ihn überleben zu müssen, um ihn so lange schützen zu können. Und das Gefühl so stark zu sein, seinen Tod zu überleben zu müssen und so lange für ihn da zu sein zu können, ist für mich ein Sargnagel. Ich werde damit nicht wirklich fertig.