Der Alltag und die verletzte Seele

Nun arbeite ich fast schon einen Monat in einem Seniorenheim. Die Arbeit macht mir Spaß, aber immer wieder schleicht sich dieses Gefühl ein, ich bin nicht gut genug. Nicht wegen der Bewohner, die sagen mir immer wieder wie sie mich schätzen und alle sind sehr freundlich zu mir, auch die, die wegen ihrer angeblich dauerhaften schlechten Laune, verrufen sind. Aber da sind die Kollegen, die einem nach 3 Tagen Einarbeitung das Gefühl vermitteln, etwas falsch zu machen. Eine Dame aus der Pflegedienstleitung, die auf der Station arbeitet, hat ein recht "flinkes" Mundwerk und als ich sie im Nebenzimmer hantieren hörte und ich fragte, ob sie kurz Zeit hätte, kam ein barsches: "Ich richte gerade die Tabletten her, ich kann nicht mit dir ratschen"... Hä? Ich gab ihr zur Antwort, dass ich keine Zeit hätte zum Ratschen, sondern eine Frage hätte. Das hat mich schon wieder ein bisschen aus der Bahn geworfen und ich brauchte Tage, bis ich den unwirschen Ton verarbeitet hatte. Okay, die ist einfach so, nicht nur zu mir. Dann war der Dienstplan für Mai fertig, ich sollte vormittags arbeiten, dann hieß es, ich solle lieber nachmittags kommen, weil ich eh um 8 Uhr "nur" rumstehen würde. Was überhaupt nicht stimmt. Wenn ich um 8 Uhr anfange, gehe ich erst mal zu jedem einzelnen Bewohner, frage nach deren Befinden und auf was sie Lust hätten. Und so komische Aussagen, ich würde rumstehen bringen mich seelisch ins Wanken, obwohl ich ja weiß, dass diese Aussage nicht richtig ist. Da spür ich die Unsicherheit in mir wieder, die mich schon so lange ich mich erinnern kann, verfolgt.

Ich arbeite daran, mir so etwas nicht zu Herzen zu nehmen und mich emotional verbalen Grobheiten nicht unterzuordnen. Kostet viel Energie.

Trotzdem macht es mir Spaß mit den Senioren, sie in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen und zu fördern so gut ich kann.

Ich hoffe, dass ich in ein paar Monaten über die Startschwierigkeiten lachen kann.

Kommentare 4

  • Laß Dich nicht von der Dame aus der Ruhe bringen.


    Scheint so, als hätte sie Angst um Ihre Position da. Du bist "Eindringling" für sie, jemand Fremdes, der ihren "Arbeitsplan" durcheinander bringen könnte, Du könntest Dinge besser machen als sie. Ich denk, sie hat einfach nur Angst, sieht Dich als Konkurrenz.


    Und daß Du nicht faul bist, sehen andere sicher auch. Also gib nix auf die Kommentare dieser Person. Vielleicht, wenn möglich, geh ihr aus dem Weg. Dann hörst Du ihre dummen Bemerkungen nicht. Das Feedback der Bewohner sollte Dich stärken.

    • Danke! Es ist allgemein so, dass sich Pflege und Betreuung nicht besonders gut vertragen in den Einrichtungen. Was ich persönlich überhaupt nicht verstehen kann.

    • Ok, wo ist jetzt da der Unterschied?


      Und wenn es Unterschied macht - Pflege / Betreuung - der eine kann doch nicht ohne den anderen... ? Und beide wären aufeinander angewiesen - niemand ist da besser oder schlechter - die funktionieren NUR zusammen ... oder seh ich das falsch?


      Vielleicht sollte man denen, die da auf so einem hohen Ross sitzen, das auch mal so vermitteln, damit die aufwachen...


      Menschen...

    • Betreuung ist nur für die Beschäftigung zuständig und Pflege ist für Medis, Hygiene, Essen usw. zuständig.


      Leider haben wir das schon im Kurs gelernt, dass Pflege und Betreuung nicht immer harmonieren.