Habt Ihr Hilfe?

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Becco.

  • Das Alleine fühlen ist ja keine Seltenheit bei einer Depression.

    Ich persönlich könnte ja viele Menschen um mich rum haben, Party machen usw., wäre da eben nicht diese hinterhältige Krankheit, die keiner sieht. Den letzten blöden Spruch, den ich mir anhören musste, war von einer Freundin: "Ich weiß einfach nicht, was mit Dir los ist, mit Dir kann man gar nichts mehr anfangen, zu nichts hast Du Lust und außerdem du bist therapieresistent...". Den Kontakt habe ich sehr reduziert, weil ich nicht mehr weiß, wie ich mit solchen Aussagen umgehen soll.

    Meine "bessere Hälfte" ist depressionstechnisch ein unbeschriebenes Blatt und kann meinem Gefühlswischiwaschi nicht folgen. Ich habe nur noch eine Freundin, die mich versteht, weil sie in einer ähnlichen Situation ist. Und dann dieses immer stark-sein-müssen für meinen Sohn, es ist sehr anstrengend und hilft mir, nicht ganz abzudriften. Betty und Lily unsere beiden Katzen helfen mir auch. Sie sorgen dafür, dass ich das Lachen nicht verlerne.

    Wie geht es Euch in Euerem Umfeld? Habt Ihr Menschen, die Euch wenn nötig stützen und bei Euch bleiben?

  • "Ich weiß einfach nicht, was mit Dir los ist, mit Dir kann man gar nichts mehr anfangen, zu nichts hast Du Lust und außerdem du bist therapieresistent...

    :g033: Auf solche Freunde kann man verzichten. Therapieresistent … die hat doch den Schuss nicht gehört.

    Ich würde sie mal fragen wie sie ihre Bullshit Meinung begründet, ob sie der Meinung ist das sie schlauer als die Ärzte ist.

    Habt Ihr Menschen, die Euch wenn nötig stützen und bei Euch bleiben?

    Ja zum Glück. Mein Mann unterstützt mich sehr dadurch das er meine Krankheit akzeptiert. Er kann natürlich nicht alles nachvollziehen oder verstehen, aber er steht zu 100% hinter mir.

    Klar manchmal ist er auch ungeduldig oder genervt, wenn ich wieder Sachen vergesse oder verlege :g019: Aber das ist ok so.


    Meine Kinder sehen das auch als Krankheit, gehen damit also normal um - was vermutlich auch daran liegt, das ich früher durch meinen Vater (manisch depressiv) es immer als Krankheit gesehen habe und so den Kindern auch vermittelt habe.


    Ansonsten ist mein Freundeskreis vor Jahren schon sehr geschrumpft, da wir auf ein Dorf gezogen sind :g068:


    Aber die Freunde die ich noch habe - akzeptieren das als eine Krankheit, die es ja auch ist - und genauso wenig, wie man von jemanden im Rollstuhl einen 100m Lauf erwartet, erwarten sie von mir das ich das ich voller Lebensfreude bin :g005:

  • Liest sich gut! Ist nicht der Brüller, wenn man niemanden hat, der hinter einem steht.

  • Sorry, hab die 1. Antwort übersehen. Ich will meine Energie nicht mit unnötigen Diskussionen verschleudern, denen ich normalerweise nicht aus dem Weg geh. Hier ist einfach die Kluft zu groß geworden, um noch ganz eng befreundet sein zu wollen.

  • Das halte ich für sehr gesund und es ist eine gute Einstellung - von einigen Menschen muss man sich trennen - weil sie einem die Energie rauben.

    Genau! Man muss ja nicht zerstritten sein, das kostet auch nur unnötig Kraft und bringt einem negative Energie. Aber man kann sich Probleme vom Hals halten, die es einfach nicht wert sind, sich darüber aufzuregen.

    Hab mir grad überlegt - warum bin ich nicht schon vorher auf den Gedanken gekommen (kopfklatsch) - mal bei den Mudras, Akupressurpunkten usw. zu gucken, ob man da nicht auch ein bisschen unterstützend Gewicht reduzieren kann. Ist ja eigentlich kein großer Aufwand, wenn man sich alles mit Plan zurechtbastelt.

  • Tatsächlich bin ich in der momentanen Situation ziemlich alleine.


    Freunde und Bekannte verstehen nicht warum ich so schnell gereizt bin, weine, auch spontan absage oder einfach nicht die Kraft habe ständig allen hinterher zu rennen.

    Ja, man soll seine Freundschaften pflegen, aber wie wenn ich schon Mühe hab aufzustehen, mich zu duschen und zur Arbeit zu gehen.

    Und abends fix und alle auf dem Sofa lande.


    Anfangs erntete ich auf Grund des Todes meiner Freundin im Januar noch auf Grund der Trauer teils Verständnis, aber damit ist ja jetzt dann auch mal gut.

    Und der erneute Todesfall (meines Onkels) Anfang Juli... Der war ja schon alt und das ist ja nicht so schlimm.


    Kraft gibt mir aber meine Katzi, sie "zwingt" mich aufzustehen, sie zu füttern und mich um sie zu kümmern.


    Ich hole mir allerdings durchaus Hilfe von "extern" (Psychiater, Beratungsstelle der Caritas, psychiatrische Ambulanz), das habe ich in all den Krankheitsjahren gelernt.

  • Das tut mir sehr leid. Es ist schwer Menschen so endgültig zu verlieren. Die Ignoranz des Umfeldes kann weh tun. Es ist Unwissenheit, die Menschen dazu treibt, anderen vorzuschreiben wie sie zu fühlen haben, welche Gefühle richtig und welche falsch sind. Auch ist es Ausdruck einer Gesellschaft, in der Empathie und Mitgefühl nicht ganz oben stehen. Sei Dir dessen gewiss, dass es Menschen gibt, die nicht zu den Mitläufern gehören und ernsthafte und tiefe Emotionen nicht mit Konfetti zuschütten.

    Trauerarbeit dauert mindestens 3 Jahre heißt es. Diese Zeit ist wichtig um abschließen zu können, ganz egal, was andere denken.

    Einmal editiert, zuletzt von Becco ()

  • Mein Freundes- und Bekanntenkreis hat sich durch meine Krankheit bzw mein Verhalten (also zurückziehen und so), sehr verkleinert. Meine zwei "besten" Freunde haben es nicht verstehen wollen und haben mir den Rücken gekehrt. Nach 20 Jahren Freundschaft.

    Einige haben es verstanden und stören sich nicht dran wenn ich mich nur zeitweise melde. Zu meinem Glück habe ich aber noch eine beste Freundin,

    die immer für mich da ist und mich auffängt wenn ich drohe noch tiefer ins Loch zu fallen.

    Meine Katze durfte ich leider nicht mit in meine neue Wohnung nehmen, nun lebt sie bei meinen Eltern und fühlt sich wohl. Sie bringt meinen Eltern fast jeden Tag eine Maus als Geschenk mit, wenn sie draußen war. :D


    Naja Hilfe habe ich das letzte Jahr auch angenommen, zur Zeit habe ich sie aber nicht da es mir relativ Okay geht.


    Ansonsten sind da noch meine Töchter, wo ich den Kontakt gerade wieder aufbaue und sie wieder regelmäßig sehen darf/kann.

    Wenn ich in Ihre lachenden Gesichter sehe bleibt für mich die Zeit stehen und ich habe das Gefühl in mir würde nur noch Glück herrschen. Leider sehe ich sie nur alle 14 Tage und auch nur für 2 Stunden, aber demnächst wird es auch wieder länger sein das ich sie bei mir haben darf. :)

  • Wie schön, dass Du mit Deinen Töchtern glücklich sein kannst!

    Ich habe auch Freundschaften verloren, eine nach fast 30 Jahren und eine nach 3 Jahren. Wer oder was Schuld war, kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe mich verändert, kann nicht mehr alles schlucken, vllt. bin ich deshalb angeeckt und unbequem geworden. Mir fehlt einfach die Kraft, mich weiter rechtfertigen zu müssen, warum ich nicht mehr so zuverlässig bin und und und.

  • Wie schön, dass Du mit Deinen Töchtern glücklich sein kannst!

    Ja, Sie sind das Beste was ich in meinem Leben erreicht habe. Ich bin unheimlich stolz auf Sie! :)


    So ziemlich habe ich es auch erlebt da ich nicht mehr zu allem "ja und amen" gesagt habe, war ich der "blöde". Sei es drum ich trauer den beiden nicht mehr hinterher. Mal genau betrachtet war ich eh nur gut wenn ich helfen konnte. Solche Freunde braucht kein Mensch.

  • Ja, Sie sind das Beste was ich in meinem Leben erreicht habe. Ich bin unheimlich stolz auf Sie! :)


    So ziemlich habe ich es auch erlebt da ich nicht mehr zu allem "ja und amen" gesagt habe, war ich der "blöde". Sei es drum ich trauer den beiden nicht mehr hinterher. Mal genau betrachtet war ich eh nur gut wenn ich helfen konnte. Solche Freunde braucht kein Mensch.

    Ich find es toll, dass Du Dich so über Deine Töchter freuen kannst! Wie alt sind sie denn?

    Mit ist klar geworden, dass ich mit Groll nicht gut leben (weil ich dieses dumpfe Gefühl im Bauch nicht mehr ertragen will, es reicht so schon) kann. Deshalb habe ich beschlossen auf verflossene Freunde und soweit das in anderen Lebensbereichen möglich ist, nicht mehr so viel Enttäuschung und Wut zu investieren, diese lähmt mich nur noch mehr. Ich sage mir, Freunde kommen und können auch wieder gehen, es war schön, dass ich sie hatte.

  • Den letzten blöden Spruch, den ich mir anhören musste, war von einer Freundin: "Ich weiß einfach nicht, was mit Dir los ist, mit Dir kann man gar nichts mehr anfangen, zu nichts hast Du Lust und außerdem du bist therapieresistent...". Den Kontakt habe ich sehr reduziert, weil ich nicht mehr weiß, wie ich mit solchen Aussagen umgehen soll.

    Ja, solche Aussagen sind völlig daneben. Es ist meistens der Ausdruck purer Hilflosigkeit von Freunden oder Angehörigen, weil sie mit der Situation selbst nicht mehr umzugehen wissen. Das ist aber für mich trotzdem keine Entschuldigung - man sollte so viel Taktgefühl besitzen einem depressiven Menschen mit stupiden Sprüchen nicht noch mehr herunterzuziehen oder zu verletzen.

    Es ist bestimmt nicht immer einfach, aber es ist gut, dass du den Kontakt zu ihr reduziert hast.

    Zitat von Becco

    Wie geht es Euch in Euerem Umfeld? Habt Ihr Menschen, die Euch wenn nötig stützen und bei Euch bleiben?

    Das ist ist so eine Sache. Meine Partnerin zeigte für meine Erkrankungen und meine Situation immer sehr viel Feingefühl und Verständnis. Im Alltag unserer Beziehung habe ich allerdings gemerkt, oder zumindest das Gefühl, dass ihr anfängliches "Interesse" eingeschlafen ist - was ich ihr aber keinesfalls vorwerfe. Sie hat extrem viel Stress auf der Arbeit, wir sind jeden Tag zusammen und ich lasse mir nicht viel anmerken. Ohnehin bin ich auch jemand, der nicht so gekonnt ist, was "über seine Probleme reden betrifft". Ich möchte - kann es aber oft einfach nicht so ausdrücken wie es ist, weil mir einfach die Worte fehlen. Daher vertraue ich mich ihr auch nur sehr selten an.

    Was Freundschaften betrifft, habe ich die letzten Jahre den Kontakt zu meiner besten und einzigen Freundin auslaufen lassen - aber das hat andere Gründe, welche mit ihrer Person nichts zu tun haben. Es tut mir um uns sehr Leid, aber Ich habe momentan einfach große Schwierigkeiten die Wohnung zu verlassen. Ich bin mir allerdings sicher, dass wenn wir uns selbst nach sehr langer Zeit erst wieder sehen, wir so gut miteinander sind wie vorher - ich schätze, das kann eine gute Freundschaft auch ausmachen.

  • Habe ich Hilfe? Nur halb. Die größte Hilfe finde ich durch meinen Mann, der mir fast alles ! abnimmt, das ich nicht mehr leisten kann. Er sieht es auch oft, wie schwer es für mich an vielen Tagen ist. Gleichzeitig wird er aber immer umtriebiger und steigert sein Tempo. Das wiederum macht mir dann Probleme, weil ich nicht mithalten kann.

    Hilfe von der Familie habe ich auch nur wenig. Immerhin war ich letztens endlich so offen und habe erzählt, warum ich nur noch die wichtigsten Termine wahrnehmen kann. Die Botschaft ist angekommen. Da atme ich auf. Meine Kinder meinten es gut, indem sie uns immer wieder auch Gutscheine schenkten für besondere und schöne Erlebnisse. Mich haben sie in letzter Zeit mehr erschreckt als erfreut. Lange habe ich gebraucht, um die richtigen Worte zu finden.

    Ich habe eine neue Freundin, die ich über ein Forum kennenlernte. Wir haben uns nun schon mehrmals getroffen und stellten schnell fest, dass wir uns sympathisch finden, auf derselben Wellenlänge und Augenhöhe sind. Da ist wirklich gegenseitiges Verständnis zu sehen und zu spüren. Auch unsere Männer verstehen sich gut.

    Hilfe bekam ich lange Zeit von einer Therapeutin, die aber nun aus Altersgründen ihre Arbeit niedergelegt hat und in eine andere Stadt gezogen ist. Ich war dort rund 15 Jahre in Beratung.

    Was mich sehr unsicher macht, ist eine bisher fehlende Diagnose bezüglich meiner psychischen Störungen. Ich habe bisher zwar eine Feststellung meiner chronischen Krankheit, aber bisher hat niemand gesehen, dass damit auch psychische Probleme einhergehen, bzw. sie begleiten mich bereits schon seit meiner Kindheit und machen daher die chronischen Schübe auch nicht leichter.

    Als ich vor drei Jahren das erste Mal im Beruf für einige Wochen ausfiel, bekam ich nur gesagt, dass mir eine Auszeit helfen könnte. Auf der Abrechnung erst fand ich den Begriff Erschöpfungsdepression. Aber gesagt hat mir das der Arzt nicht und ich war zu verwirrt, um nachzufragen.

    Nachdem ich nun in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde und mir empfohlen wurde, ich solle eine pschotherapeutische Krankheitsbewältigung machen, kümmerte ich mich um einen Platz und bekam ihn auch. Nach dem Erstgespräch musste ich mir anhören, dass ich keine Hilfe bräuchte, weil ich "zu stark" sei. Auf die Idee, dass ich an diesem Tag erst mal wieder meine langjährig einstudierte Rolle spielte, kam die Therapeutin nicht.

    Ich brauche Hilfe, weiß aber nicht, wie ich vorgehen soll. Wie war es bei euch? Welcher Schritt kommt zuerst dran und wie geht es dann weiter?

    Liebe Grüße von hortensia

  • Bei mir hieß es auch anfangs "Erschöpfungsdepression" ich solle mich mehr um mich kümmern und auf Kur gehen. Ich hab ja schon mal erzählt, dass mein geistig behinderter Sohn von einem Mitbewohner der Einrichtung sexuell missbraucht wurde, sich sehr veränderte und er immer wieder in verschiedenen Kliniken war, im Endeffekt hat er nur mich, sein Vater ist verstorben. Wie soll ich mich da um mich kümmern und Wochen lang auf Kur weg. Therapien hab ich auch hinter mir, aber irgendwie hatte ich das Gefühl mein Problem wurde nicht wirklich verstanden. Mein Gatte kann mit Depressionen nichts anfangen, der meist so ein sonniges Gemüt, der kann Depression nicht mal buchstabieren. Ich mach ihm das nicht zum Vorwurf, denn wenigstens einer, der "normal" tickt. Hab noch eine Freundin, die auch unter depressiven Störungen leidet, sie versteht mich. Da nehm ich mich halt auch oft zurück, wenn sie nicht gut drauf ist und umgekehrt wird es genauso sein.

    Ich bin also ziemlich alleine, will es unter den Umständen auch sein. Familienfeste und sonstige Feiern sind mir ein Gräuel. Ich halt das höchstens eine Stunde aus, dann verschwimmen die Stimmen im Gewirr und ich kann mich absolut nicht mehr konzentrieren.

    Ich kann gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Fühl Dich gedrückt!!!

    Ach ja, an welcher chronischen Erkrankung leidest Du, wenn ich fragen darf?

  • Liebe Becco,

    ich bin dankbar, dass hier im Forum sicherlich niemand die Augenbrauen hochzieht, wenn ich von Krankheiten spreche. Das passier mir in meinem Umfeld nämlich öfter. Du wieder mit deinem Kram, heißt es dann. Anderen geht es viel schlimmer. Dann werde ich still und mache mein Befinden mit mir selber aus.

    Ich habe seit vielen Jahren eine Herzrhythmusstörung, die sich intermittierendes Vorhofflimmern nennt. So passiert es zwei oder auch dreimal wöchentlich, dass so ein Flimmeranfall plötzlich beginnt und nach einer ungewissen Zeit auch abrupt wieder aufhört. Manche Auslöser kenne ich inzwischen und verfalle deshalb stark in ein Vermeidungsverhalten. Das ist psychisch anstrengend, vor allem, wenn alles Verhindernwollen nichts brachte und der Anfall trotzdem beginnt. Ich hasse eigentlich das Wort Anfall. Der Kardiologe spricht immer von einem chronischen Schub. Zusätzlich zu dieser Krankheit, die mütterlicherseits mir, meinem Sohn und meinem Bruder vererbt wurde, habe ich noch rheumatische Beschwerden, die mit einer nicht ansteckenden Hautkrankheit einhergehen. Auch da gibt es Schübe. Sonne, Salzwasser und Wärme haben mir in den vergangenen Wochen eine ganz deutliche Verbesserung gebracht.

    Aufgrund dessen, dass ich nie vorhersagen kann, wann wieder so ein Flimmeranfall auftritt, habe ich eine große Furcht vor Terminen auswärts entwickelt. Das Herz rumpelt völlig aus dem Takt gekommen vor sich hin, der Kopf dröhnt, Kurzatmigkeit, Drehschwindel und das Gefühl, kreislaufbedingt umzukippen stellen sich ein. Dazu arbeiten die Nieren auf Hochtouren und die Patienten müssen ständig zur Toilette. Dieses nierenanregende Hormon bewirkt auch, dass man psychisch jedesmal eine rasante Talfahrt ertragen muss. Weinerlichkeit , fahrige Bewegungen, Muskelzittern, Augenflimmern, Wut auf sich selber und auf die Krankheit gehören auch zu den Wirkungen des Hormons. Es nennt sich ANP. Wenn die Anfälle nur wenige Stunden dauern, kommt es nicht zu einem großen psychsischem Absturz. Doch wenn die 12-Stunden-Marke einmal überschritten ist, rase ich ungebremst in den Abgrund und kann dies auch mit aller Willenskraft nicht bremsen.

    Die Anfälle sind nicht gefährlich. Gegen einen eventuellen Schlaganfall bin ich durch ein Medikament, das die Blutgerinnung beeinflusst, geschützt.

    Man kann mit Medikamenten die Anfälle aufhalten. Das hat bei mir aber nicht funktioniert. Im März habe ich einen Eingriff machen lassen, der sich Ablation nennt. Dabei versucht der Arzt in einer mehrstündigen OP, den falschen Taktgeber (sitzt in den Lungenvenen) zu isolieren und zu veröden. Bei jungen Menschen ist diese PVI erfolgversprechend. Doch ich bin inzwischen 63 Jahre alt. Der Eingriff funktionierte nicht und ich habe die Quälerei seither nur noch schlimmer. Den Mut zu einer zweiten und dritten Ablation habe ich nicht.


    Ganz ehrlich, das Aufschreiben hat jetzt gut getan.

  • Das tut mir so leid, dass es bei Dir so geballt läuft!

    Ich kann Deine Ängste sehr gut nachvollziehen.

    Mir tut es auch gut, mir alles von der Seele schreiben zu können. Oft komm ich mir vor wie ein Jammerlappen. Aber hier in meiner Umgebung ist ja niemand, dem ich mich ungehemmt anvertrauen könnte.

    So, jetzt muss ich noch eine Bewerbung fertig machen... Freude, Freude :g031:

  • Danke Suse, danke Becco!

    Manchmal fühlt es sich an wie ein kleines Päckchen, oft wie ein ganz großes und an einigen Tagen fühle ich gar keine Last und dennoch ist sie da. Der Kardiologe sagte einst, auch wenn Sie sich an manchen Tagen kräftig fühlen, sind Sie schwer krank, nur dass Sie halt dann die Symptome nicht spüren.


    Trotz der Päckchen, die alle ganz verschieden sind und die jede und jeden von uns hier belasten, machen wir irgendwie immer weiter und lassen uns mal mehr, mal weniger entmutigen.

    Mir hilft es oft, ein schönes Ziel zu haben, auf das ich hinarbeiten kann.

    Umweltgedanke hin oder her, ich verreise gerne. So wären wir eigentlich über Weihnachten wieder dort, wo ich gestern hergekommen bin. Diese Reise war im Mai schon gebucht, lange bevor wir erfahren haben, dass wir für einige Wochen eine Auszeit auf unserer Lieblingsinsel machen können.

    Blöderweise gehörten wir auch zu den Kunden des nun insolventen Unternehmens.

    Soeben habe ich einen Anruf bekommen, dass von dieser Reise nur noch die Rückforderungen unseres angezahlten Betrags übrig sind. Alles andere ist hinfällig. Morgen geht es also ins Reisebüro und dann wird neu geplant.

    Im RUHEstand soll ich sein? Unglaublich, wie UNruhig alles ist. :g012: