Blog-Artikel aus der Kategorie „Tagebücher“

Wer mag, kann sich hier gerne ein Tagebuch erstellen.

    Heute hab ich wieder mal bestätigt bekommen, dass in der Ruhe die Kraft liegt.

    Mein Sohn hat mal wieder ziemlich Mist gebaut. Mir liegt es so fern, mit Schimpfen und Strafen zu reagieren. Deshalb hab ich ihm (er ist ja geistig behindert) ne Nachricht auf einem Blatt Papier zusammengestellt, z. B. wie gefährlich es ist mit Elektrogeräten rumzuhauen und rumzuschmeißen, dass er einen Stromschlag bekommen, Feuer entstehen könnte usw. Er zerstört immer wieder seine CD-Player, obwohl er Musik liebt. Ich habe das Gefühl, dass er das Gefühl braucht, immer wieder was "Neues" haben zu wollen. Er ist es ja gewohnt, dass ich ihm viele seiner Wünsche erfüllt habe und jetzt bekomme ich die Quittung, indem er so reagiert. Im Moment hab ich einfach nicht mehr genug Kohle, um mich "frei zu kaufen". Das liest sich schlimm, ich weiß, aber glaubt mir, es ist echt nicht einfach, einem Kind zu widerstehen, das einem so am Herzen liegt und da ich erziehungstechnisch nicht gerade ne Weltmeisterin

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    Beim Auto fahren gerade eben ist mir eingefallen, wie ich früher todesmutig mit manchen Situationen umgegangen bin, im Gegensatz zu heute.

    Da hab ich mich zwischen eine Gruppe Punks und einem pöbelndem Rechtsradikalen "geworfen". Okay, der hat mich dann verfolgt und ich habe mich zu Douglas geflüchtet, die Polizei war zu weit weg. Aber ich hab ihn abgehängt. ^^

    Hab mich höflich aber bestimmt mit unfreundlichen, ungerechten Polizisten, Taxifahrern und anderen Personen angelegt. Bei unangebrachten Stammtischparolen dazwischen gefunkt und bis zum Abwinken diskutiert. Hab für meine Kinder gekämpft wie eine Löwin. Für sie kann ich heute noch kämpfen, so gut es eben geht. Musste aber feststellen, dass mir in manchen Situationen jeglicher Kampfgeist abhanden gekommen ist, vor allem für mich selbst. Ich kann mich nicht mehr wirklich durchsetzen, gehe so weit es möglich ist Querelen und Streitereien aus dem Weg. Dafür habe ich zwar gelernt diplomatischer mit manchen Dingen umzugehen,

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    Im Moment fühle ich mich sehr hilflos. War am Dienstag beim Neurologen, weil die seit ca. 8 Wochen verschriebenen Paroxedura einfach nicht den Effekt zeigen, den ich erwartet hätte. Ich bin nur noch müde, fast alles erscheint sinnlos und ich fühle mich ausgeliefert. Der Arzt meinte, er würde mir gerne helfen, er wisse nur nicht mehr wie. Erzählte mir, dass seine Cousine die selben Medikamente schon seit Jahre nehme und ihr würden sie wunderbar helfen. Ich dachte mir: "deine Cousine interessiert mich jetzt überhaut nicht..." Er erwähnte noch was von "stationär", aber bis ich da wieder einen Platz bekomme, mir läuft die Zeit davon, ich muss irgendwie eine Arbeit finden, die ich bewältigen kann, sonst stürze ich ins Bodenlose.


    Zuerst hab ich Citalopram eingenommen, in der Klinik wurde mir dann Sertralin verordnet, das mir zum Schluss überhaupt nicht mehr half. Die Dosis konnte auch nicht erhöht werden, weil ich auf eine höhere Dosierung mit Herzrasen reagierte. Jetzt wurde

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    Was ist denn nur los mit mir?

    Ich stehe an manchen Tagen auf, so wie heute und der Tag ist gelaufen. Heute verfolgt mich ein Traum von meinem Sohn.

    In der Früh seh ich in den Spiegel und bemerke, dass meine Augen aussehen, als hätte ich im Schlaf geweint. Ich vermeide es ja zu weinen, weil ich Angst habe, dass ich nicht mehr aufhören kann.


    Heute schmerzt der Kopf außen, innen fühlt er sich wie Zuckerwatte an. Das Denken, das Handeln fällt mir heute so schwer, wie lange nicht mehr.


    War bei meinem Sohn und für einen kurzen Moment ging mir das Herz auf (also fühle ich noch), wie er sich darüber freute, mich zu sehen. Aber nicht einmal auf ihn konnte ich mich heute richtig einlassen. Als wär meine Seele dann wieder eingefroren, zugemauert, einbetoniert, nichts dringt nach draußen.


    Ich möchte eigentlich nicht jammern und doch ist der Drang groß, mich über die Ungerechtigkeiten, dieses Schicksal, was mir widerfahren ist auszukot… Und im selben Moment wird mir klar, dass es

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    … die Zeit, als sich herausstellte, dass mein 1. Sohn Bastian gehörlos ist. Wir haben ihn gefördert, so gut es nur ging. Er war damals schon ein Widerborst und ist es heute noch.

    An ein 2. Kind habe ich da nicht gedacht. Bis sich dann mit ca. 26 den Wunsch nach einem zweiten Kind einstellte.

    Mit 28 bekam ich dann Robin und wie sich dann herausstellte hatte er Down Syndrom. Ich lebte die ersten 3 Jahre wie in einer Wolke mit dem Kind. Unbändige Trauer machte sich in mir breit und ich musste sehr hart lernen mit der Tatsache fertig zu werden, dass ich nun ein 2. behindertes Kind groß ziehen werde.


    Meine Umgebung machte es mir nicht leicht. Die Schwiegereltern behaupteten, mit mir würde was nicht stimmen und ich sei Schuld an der Misere, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass vielleicht ihr Sohn daran beteiligt war, oder – was natürlich tatsächlich so war – keiner von uns irgendeine Schuld trug. Versuche mit ihnen zu reden, zu klären, scheiterten an ihrer

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    Als ich 16 Jahre alt war erlitt meine Mutter – sie war damals 36 - einen sehr schweren Schlaganfall. Sie lag im Sterben, hat sich dann aber – sie war eine Kämpferin (das hab ich GsD von ihr geerbt) – dazu entschlossen weiter zu leben. Sie war zwar den Rest ihres Lebens halbseitig gelähmt und die Sprache war deutlich eingeschränkt.


    In der Familie gab es oft Knatsch. Mein Vater gab sich immer öfter dem Alkohol hin (er verstarb auch daran), mein um 8 Jahre jüngerer Bruder verlor seinen Halt. Die Eltern mütterlicherseits (bei ihnen bin ich bis zum 8. Lebensjahr aufgewachsen) kümmerten sich auch um meine Mutter, reagierten aber auf den langsamen Absturz meines Vaters mit Unverständnis.

    Ich versuchte meinen Bruder eine Stütze zu sein, ging zu Elternsprechtagen (bei denen ich nicht ernst genommen wurde), kochte ihm sein Lieblingsessen: Spaghetti mit Tomatensoße, machte mit ihm Hausaufgaben und versuchte den Haushalt ein wenig in Schuss zu halten. Damals war die Situation zwar belastend

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    Vorhin musste ich mich an ein Angstgruppengespräch während der letzten Reha erinnern. Da ging es ausschließlich um Ängste, ich fühlte mich etwas deplatziert, weil meine Ängste sich nicht so intensiv in den Alltag tragen.

    Die meisten der Patienten waren von enormer, teilweise ganz extremer Angst z. B. aus dem Haus zu gehen geplagt. Mir ist es zwar teilweise unangenehm, aber meine Angst davor ist nicht so groß. Bei mir ging es um Angst, dass mein Sohn sterben könnte, z. B. auf Grund der vielen Medikamente. Ich kann es nicht erklären, aber für mich war das eine "andere" Angst. Und da alle in der Gruppe mehr Angst mit körperlichen Symptomen hatten, hatte ich nicht viel Gelegenheit meine Angst so in Worte zu fassen, wie ich sie fühle.


    Nun gut. Eine Teilnehmerin war dabei, bei der sich diese Angst, sich unter Menschen zu mischen entwickelte, nachdem ihre Mutter gestorben war. Aber sie hatte eine Möglichkeit entwickelt, der Angst ein wenig Raum zu nehmen, indem sie ihrer Angst einen Namen

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    Am Morgen bin ich schon aufgestanden mit Gedanken an meine Freunde, bzw. wer noch übrig geblieben ist und wie es kommen konnte und was ich dabei fühle.


    Eine "Noch-Freundin" hab ich schon erwähnt, sie meint, dass ich mehr unter Leute muss und hinterfragt regelmäßig, wie ich Depression definiere und will diskutieren, worauf ich so ausgiebig überhaupt keinen Bock hab. Der Kontakt hat sich auf Minimum reduziert.


    Dann war da eine Freundin, die mich 30 Jahre lang begleitet hat, einen Streit vom Zaun gebrochen hat, den ich nicht nachvollziehen kann. Sie ist schwer krank und ich hab ihr Verhalten darauf geschoben. Wollte sie mich loswerden? Ich weiß es nicht. Sie ist auf alle Fälle stinkesauer auf mich, weil ich ihr meine Meinung darüber gesagt und ihr auch mitgeteilt hab, dass ich sehr traurig wäre, wenn unsere Freundschaft kaputt ginge. Das hat sie nicht interessiert und ich muss das akzeptieren. Trotzdem fehlt sie mir. Ich hätte auch nie geglaubt, dass unsere Freundschaft kaputt

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    Und immer werde ich meine Wahrheit sprechen und Du Deine!

    Aber ich werde meine nicht mehr zurückhalten!

    Ich werde nicht mehr das Dunkel des Vergessens darüber breiten.


    Und immer werden wir unsere Wahrheit sprechen.

    Ich erkenne deine Handlungen als Teil von Dir und nur von dir an.

    Oft sehe ich dich mit deinen dunkelsten Schatten und tiefsten Abgründen.

    Es macht mir Angst, aber es ist deine Wahrheit.


    Deine Wahrheit wird nicht meiner gleichen. No matter what!


    Auch wenn es scheint, dass wir unsere wahre Größe,

    unser strahlendes Licht nicht sehen.

    Jemand sieht unsere wahre Größe unser strahlendes Licht.


    Deine Wahrheit wird nicht meiner gleichen. No matter what!


    Irgendwas, irgend jemand wird dich daran erinnern, schau genau hin

    wie einzigartig und großartig,

    wie wertvoll und wundervoll,

    wie schön und strahlend wir sind.

    Wir werden uns daran erinnern, in Momenten, die uns manchmal so nebensächlich erscheinen.

    Aber hör genau hin und sprich mit dir selbst, es ist deine Wahrheit.


    Deine

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    War ja heute mit einer Freundin an der Donau. Zuerst haben wir uns ausgekotzt (sorry). Sie hat einen schwerkranken Mann zu Hause, der nicht ganz einfach ist und ich hab es da noch gut, ist mir bewusst geworden.

    Und heute ist mir in der kurzen Zeit wieder aufgefallen, dass das Leben schön ist, dass ich dran hänge und ich das Leben liebe, weil ich weiß, dass es nicht einfach ist und ich es trotzdem schön finde, wenn die Fische im Wasser springen, die Wolken über mir und dem Bayerischen Wald ziehen, ich in einer schönen Gegend lebe und ich mich immer, wenn ich an der Donau sitze mich an ein Lied von Hannes Wader "Am Fluss" erinnere:


    Kennst du das Lied von jenem Weisen, der am Wasser saß

    Nach Jahr und Tag die Namen seiner Feinde fast vergaß

    Und sie am Ende tot im Strom vorüber treiben sah?

    Nein, wir sind nicht weise

    Unsre Feinde – sprich jetzt leise! –

    Leben, und sie sind ganz nah!


    (Ich weiß bis heute nicht, ob sich dieser Text auf Hesse´s Siddartha bezieht)


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