Die erfolgloseste Erklärung einer Depression

Heute geht’s mir einigermaßen gut.

Es beschäftigt mich aber das Gespräch mit den 3 Mädels auf der gestrigen Scheidungsfete. Wir haben über Asylsuchende diskutiert und die Kerstin (die recht dominant ist) behauptet es seien alles Wirtschaftsflüchtlinge. Ich muss da immer aufpassen, dass ich keinen Hals bekomme, denn diese Stammtischparolen kotzen (sorry) mich an!


Irgendwann kam das Gespräch auf Depressionen und ich hab mich geoutet, was mir sehr schwer fiel, weil Kerstin eine Nachbarin von mir ist, mit der ich aber sonst so gut wie keinen Kontakt pflege. Verständnis kam von nur einer der Mädels.

Als ich mich mit „eingezogenem Schwanz“ zum Rauchen auf dem Balkon verzog, kam meine „Nochfreundin“ hinterher, die Gastgeberin und meinte so unter vier Augen, dass ich gar nicht beurteilen könne, ob ich tatsächlich eine Depression hätte, wenn ich die Tabletten nicht absetzen würde. In meinem Kopf ratterte es so gut es nach 3 Gläsern Sekt eben ging. Versuchte mich zu rechtfertigen (jetzt kommt es mir so vor), fühlte mich aber auf verlorenem Posten. Sie meinte, ich sei schon zu abhängig von den Medis. „Ja, Nein. Mag sein, aber ohne geht es nicht“. Versuchte zu erklären, wie schlimm der Tag werden kann, wenn ich morgens (wie schon passiert, 2 mal hintereinander) die Medis vergesse. Das läge eben daran, dass ich schon so abhängig sei….

Da fühlte ich mich wie aussätzig. „Ich bin abhängig von Medis. Hab keine Depression, arbeite gegen die Natur und opfere mich für die Medizin...“ Mir ging so viel durch den Kopf, warum das Verständnis so eingeschränkt ist. Liegt es an mir, dass ich schon so eine unterwürfige Haltung habe? Mich nicht klar genug auszudrücken vermag? Mein Selbstwertgefühl auf Null ist? Warum ist es mir wichtig verstanden zu werden? Ist es überhaupt wichtig?

Auf mein Anraten das „Buch Tobi Katze...“ zu lesen, kam die Antwort: Nein, so was möchte man nicht lesen, das ziehe zu sehr runter...“ Erwarte ich zu viel? Ich hab mich ja schließlich auch über die Krankheiten der Menschen, die ich gern hab informiert.

Es tut mir nicht weh, aber ich weiß einfach nicht mehr, wie ich auf solche Gespräche reagieren soll, ich hab mich da „selbst verloren“ und ziehe mich zukünftig lieber wieder zurück, bevor ich keine einleuchtenden Fakten liefern kann. Es zieht nämlich mich runter, wenn ich mich so verloren und missverstanden fühle.


So werd ich heute versuchen den Tag wie einen Sonn(en)tag zu gestalten! Alles wird gut, ooommmm!

Kommentare 11

  • Also so eine mit so einer Meinung zu den Asylanten habe ich auch.

    Wir reden nicht mehr über das Thema. Weil ich dabei immer sehr emotional und laut werde.

    Es gibt da nur diese Möglichkeit für mich, oder die Beziehung zu beenden.


    Also ich bin da "weiter" ich fühle mich nicht aussätzig, wenn jemand so einen Bullshit redet wie deine Noch-Freundin.

    Ich muss diese Gespräche aber zum Glück auch selten führen.

    Diese Leute glauben auch noch das die Erde eine Scheibe ist... die nehme ich nicht mehr ernst.

    Vielleicht sagst Du ihr beim nächsten mal einfach.

    Schade das Du schon so unflexibel durch das Alter geworden bist und es nicht mehr schaffst Dich mit einem Thema wirklich zu beschäftigen, sondern nur noch nachplapperst was andere Leute sagen.


    Kopf hoch - du bist definitiv nicht aussätzig :-)

    Das Buch von Tobi Katze finde ich auch richtig klasse

    • Irgendwie empfand ich das Gespräch über die Depression im Nachhinein genauso fragwürdig wie das Gespräch über Asylsuchende.

      Der Kontakt wird vorerst mal eingestellt. Ich brauch erstmal ne Strategie, um mich vor solchen "unethischen" Aussagen zu schützen. Fehlt mir gerade noch, dass ich mich laufend rechtfertigen soll...

    • Brisantes Thema, kenne das Thema zu gut, aber ich vermeide das Thema auch, weil meine Erfahrung einfach so ist das null Verständnis gezeigt hat...

      hab doch ein tolles leben … hab ein tollen job, Familie und so ginge es mir ja gut...


      ja klar die meisten wissen eh mehr über einen bescheid, als man selber...ist doch ganz erlich nix neues

    • marcel

      Das ist aber immer so :-) egal ob Depressionen oder nicht.

      Viele Menschen meinen alles immer besser zu wissen - und voll den Durchblick über das Leben anderer zu haben ;-)

    • ich meine muss man überhaupt sich bei leuten rechtfertigen???

      wenn über so ein Thema geredet wird ist im grunde genommen in meiner Bekanntschaft eh gelächter vorprogrammiert und Unverständnis …

      gut jeder darf seine Meinung haben, aber manchmal ist es so abwertend unter aller Kanone...

      wie soll es auch einer verstehen können, wenn man selbst sich noch nicht mal erklären kann warum und wieso

    • Ich denke nicht das man sich rechtfertigen muss.

      Wofür auch?

      Ich erwarte aber auch nicht das es jemand "versteht" - ich möchte "nur" Akzeptanz und Toleranz